Zuchtphilosophie der Drohnenlinien
In den mittlerweile über 15 Jahren unseres Belegstellenbetriebes haben wir alljährlich wechselnd von namhaften Züchtern unterschiedliches Material im Friedrichskoog aufgestellt. Diese Vorgehensweise hat sich in der Vergangenheit bewährt.
Jeder Imker hat in der Vergangenheit durch unterschiedliche imkerliche Maßnahmen alles daran gesetzt, die Milbenpopulation in seinen Völkern möglichst gering zu halten. Diese Vorgehensweise war notwendig und unumgänglich. Dies führte leider bei den Milben zum: „Survival oft the fittest!“ Mit anderen Worten: Wir haben alle dazu beigetragen, eine immer resistentere und aggressivere Milbe zu züchten. Nur die vitalsten haben überlebt und widersetzen sich zunehmend allen Behandlungsformen. Aus diesem Grund besteht auch für uns dringender Handlungsbedarf!
Folgerichtig wird es unsere Aufgabe der nächsten Jahre sein, bei der Züchtung einer Biene mitzuwirken, welche mit der Milbe besser fertig wird. Gleichzeitig möchten wir natürlich nicht die uns so lieb gewordenen Eigenschaften einer durchgezüchteten Buckfast-Biene aus den Augen verlieren. Es gibt bereits Bienen, die allein durch ein gutes Putzverhalten der Varroa-Milbe mehr Widerstand entgegensetzen und eindeutig bessere Überlebenschancen haben, und die gleichzeitig viel Nektar sammeln, schwarmträge und sanftmütig sind.
Nach wie vor verfolgen wir unser langjähriges, übergeordnetes Zuchtziel:
Mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Honig ernten!
Erst dadurch ist es möglich, Imkereien auf eine wirtschaftlich gesunde Basis zu stellen. Dabei wird versucht, die unterschiedlichen Interessen von professionell orientierten Erwerbsimkern und Kleinimkern zu berücksichtigen. Wir sind überzeugt davon, dass die Wirtschaftlichkeit einer Imkerei auch dadurch gestärkt wird, wenn weniger Völker der Milbe zum Opfer fallen bzw. weniger bienenschädlich – im besten Fall gar nicht – behandelt werden müssen. Das Attribut Sanftmütigkeit wird in diesem Zusammenhang auch zukünftig ganz oben auf der züchterischen Prioritätenliste stehen. In einem dichtbesiedelten Land wie beispielsweise Deutschland wäre eine Bienenhaltung mit Stechern faktisch nicht möglich.
Der erfolgreiche züchterische Weg zu einer Biene, die ohne wesentliche Eingriffe des Imkers mit der Milbe klar kommt, war schwierig und neben allen Erfolgen naturgemäß auch mit Rückschlägen behaftet. Die heute erreichten Fortschritte waren nicht vorhersehbar. Einige wenige Imker haben dennoch mit einer unbeirrbaren Ziel Klarheit und Beharrlichkeit daran gearbeitet. Ihnen gebührt uneingeschränkt Respekt und Anerkennung.
Inzwischen sind auch die Erbgänge bezüglich des Verhaltens mit der Milbe besser bekannt. Obwohl es genotypisch in jeder Biene vorhanden ist, sind die Milbenschädigungen u.a. auch deshalb so hoch, weil die diesbezüglichen genetischen Informationen rezessiv vererbt werden. Es ist Aufgabe der Bienenzucht, diese verborgenen genetischen Informationen wieder dominant werden zu lassen. Bei dem Weg zu diesem züchterischen Ziel kommt der künstlichen Besamung eine entscheidende initiale Bedeutung zu. Häufig in Verbindung mit engen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Müttern und Vätern, wie beispielsweise bei der Tante/Neffe Paarung. Zuchtfortschritte und eine gewisse Erbfestigkeit lassen sich damit relativ schnell und sicher erreichen. Einige wenige bedeutende Buckfast-Züchter arbeiten ausschließlich mit der künstlichen Besamung. Die Mehrheit der züchterisch aktiven deutschen Imkereien zieht allerdings Anpaarungen auf Belegstellen vor. Das eine braucht das andere jedoch nicht auszuschließen, sondern muss sich sinnvoll ergänzen.